Wien – Gnesau Teil 1

Anreise

Am Freitag beginnt mein Urlaub, deswegen mach ich mir schon am Donnerstag Gedanken darüber, ob ich den Wecker ausschalte oder nicht. Zwar läutet der Wecker am Freitag nicht, ich wache aber trotzdem um 5:21 Uhr auf und freue mich, dass ich weiterschlafen kann. Irgendwann am Vormittag entscheide ich mich dann doch, das Bett zu verlassen, um mich auf die Reise vorzubereiten. Der Rucksack muss noch gepackt werden, und dann sollte alles erledigt sein. Rucksack auf –> Zeug rein –> Rucksack zu –> fertig! Danach geht’s nach St. Veit und mit dem RailJet Richtung Wien. In Wien angekommen lassen wir als erstes den neuen Wiener Hbf auf uns wirken. Mit der S-Bahn geht’s dann nach Liesing und von dort mit dem Bus nach Perchtoldsdorf. Der erste Bus will uns nicht mitnehmen, darum entscheiden wir uns zu einem Zwischenstopp im „Beisl“. Als wir schließlich in Perchtoldsdorf eincheckten, ging’s gleich weiter zu einem Heurigen, um dort die örtlichen Köstlichkeiten zu genießen.

1. Wandertag, Perchtoldsdorf zur Peilstein-Hütte (28,6km / 1060hm)

Nach einem ausgiebigen Frühstück ging’s los. Von Purkersdorf ging’s durch den – nach Bärlauch riechenden – Wienerwald auf die „Kammersteiner Hütte“, wo es ein beeindruckendes Panorama gibt. Bei schönstem Wetter genossen wir bei unserer ersten Pause Panorama und Apfelsaft. Dann ging es durch Mischwälder Richtung Heiligenkreuz, wo ein gebackenes Fleischlaberl – zu Mittag – auf mich wartete. Satt und motiviert ging die Wanderung dann weiter über schöne Wiesen und lichtdurchflutete Wälder hinauf auf zur Peilstein-Hütte. Oben hatte ich zwar die „Schnauze voll“, aber die netten Wirtsleute wussten genau, wie sie meine Stimmung heben mussten.

2. Wandertag, Peilstein nach Kaumberg (26,2km / 600hm)

Als erstes gab es ein Frühstück mit allem, was das Herz begehrt. Dann besuchten wir die viel frequentierte Kletterwand, um anschließend den Wanderweg ins Tal nach Holzschlag zu nehmen. Von dort ging es wieder durchs Gelände, wo sich Wald und Wiese abwechseln. Ein kurzes Intermezzo in Hafnerberg beim Wirt’n, um anschließend über den Kreuzweg nach Klein Mariazell zu wandern. Beim Mittagessen in der Stiftstaverne traf es mich wie einen Schlag, da ich erfuhr, dass wir erst die Hälfte der Tagesetappe hinter uns gebracht hatten. Nichtsdestotrotz riss ich mich zusammen und schaffte es schließlich nach Kaumberg. Beim Kirchenwirt gab es wieder einmal alles, was mein Herz begehrte. Somit war ich wieder zuversichtlich auf die nächste Etappe unserer Reise.

3. Wandertag, Kaumberg nach Rohr im Gebirge (32,1km / 1200 hm)

Durch die Aufmerksamkeit der Wirtsleute, war es mir möglich mein Gepäck einem Begleitfahrer einer anderen Wandergruppe mitzugeben. Meine Begleitung ließ sich nicht lange lumpen und stopfte seine schweren Sachen in meinen Rucksack. Somit konnten wir mit ca. 15kg weniger die Wandertour fortsetzen. Als 1. Ging es auf die Araburg, die im 12-13Jh erbaut wurde und sehr schön erhalten ist. Der Ausblick vom Bergfried ist auf jeden Fall die >100 Stufen wert! Dann ging es weiter zum Kieneck, wo und ein leckerer Schweinsbraten erwartete. Der Abstieg war zwar steil, aber es ging dann eh bald wieder bergauf. Am Unterberg angekommen hatten wir dann alle Höhenmeter absolviert. Dann folgte ein steiler Abstieg durch den Wald und anschließend ein nicht enden wollender Graben bis nach Rohr im Gebirge. Als ich dort ankam war ich schon sehr stolz auf meine erbrachte Leistung!

4. Wandertag, Rohr im Gebirge nach St. Aegyd am Neuwalde (21km / 510hm)

Das Frühstück stellte uns diesmal der örtliche Nah & Frisch zur Verfügung, daran gab’s aber nichts zu tadeln! Dann ging es los hinein in den Wald und über die Wiesen, durch Bauernhöfe und Sägewerke. Einige Wasserkraftwerke konnte ich auch bewundern, bis ich dann in Kalter Kuchl ankam. Beim letzten Anstieg entschloss ich mich, für den restlichen Weg nach St. Aegyd eine Mitfahrgelegenheit zu nutzen. Die Blasen an den kleinen Zehen wurden immer schlimmer und zwangen mich zur Ärztin zu gehen.

5. Wandertag, St. Aegyd nach Mariazell (21km / 480hm)

Um uns den Haddsch auf der asphaltierten Strecke zu ersparen, charterten wir ein Taxi und ließen uns aufs Gscheid chauffieren. Dort ging’s gleich in den Wald hinein. Aus dem Wald wieder heraußen kamen wir an der Wuchtelwirtin vorbei. Nach einer riesigen Wuchtel mit Vanillesauce ging’s weiter am Hubertussee entlang bis zum Einlauf eines Kraftwerkes. Dort sah ich eine Entenfamilie mit ca. 10 Junge im Dickicht verschwinden. Der Straße entlang, zweiten wir dann zum Glück wieder in den Wald ab und erklommen in Windeseile den Habbertheuersattel, dies sollten die letzten herausfordernden Höhenmeter an diesem Tag sein. Nach einer kurzen Pause am Sattel, konnte ich im Tal den GeoCache des Mariazeller Weitwanderweg (einer der längsten in Österreich!) erfolgreich heben. Nun waren es nur mehr wenige km bis Mariazell die wir voller Vorfreude in Rekordzeit absolvierten. Nach dem Check-in gab’s dann für uns – am Hauptplatz von Mariazell – ein kühles Bier und ein „Gourmet Pinsar“ (exzellent!).

1. Ruhetag, Mariazell

Die Klientel von Mariazell ist sehr speziell! Nach einer kleinen Runde durch die Stadt, platziert wir uns wieder auf den Hauptplatz und sahen dem bunten Treiben zu. Am Nachmittag verdrängte der Regen alle Touristen bis auch die Gasthäuser am Hauptplatz zu sperrten. Am Abend hatten wir noch ein sensationell gutes Essen in der Brauerei Girrer.

6. Wandertag, Mariazell nach Niederalpl (23km / 640hm)

Nach dem super Frühstück im Hotel ging’s Stadt auswärts und unmittelbar nach der Ortstafel auch abwärts. Neben der Straße zu gehen ist kein Highlight, aber manchmal nötig. Unten angekommen ging’s wieder aufwärts 😁, Richtung Mooshuben. Ein kleiner Zwischenstopp beim Mooshubenwirt stärkte uns und somit traten wir den Aufstieg auf die Herrnalm an. Nach 3h und 450hm war ich einen kurzen Moment am Ende meiner Kräfte. Aber als ich die Alm in ihrer ganzen Pracht aufnahm, war alles vergessen. Bei Sonnenschein, Bier, Speckbrot, Ziehharmonika Musik und schmutzigen Witzen ließ es sich aushalten! Leider blickten wir irgendeinmal auf die Uhr und erkannten, dass wir losmussten, so verließen wir die beiden sympathischen Wirtsleute und stiegen nach Niederalpl ab.

7. Wandertag, Niederalpl nach Seewiesen (25,8km / 666hm)

Nach dem Frühstück ging’s gleich durch den Wald auf neuen Forstwegen Richtung Rotsohlalm. Durch den kontinuierlichen Anstieg schienen die Höhenmeter nicht so überwiegend zu sein. Erst auf der Rotsohlalm spürte ich die „Wadl“. Eine Kaspressknedlsuppe später ging’s weiter zur Göriacher Alm, dort gab’s dann eine Brettljause. Der Abstieg ins Lappental war kurz und steil aber die Mühe wert! Dieses kleine Tal von besonderer Schönheit und vielen Kühen bildete den Abschluss eines Tages auf den Almen der Steiermark. Über den Seebergsattel ging es dann noch ein steiles Stück eines Wanderpfades hinab nach Seewiesen, wo wir in unserem Quartier herzlich empfangen wurden.

8. Wandertag, Seewiesen nach Etmißl (21km / 500hm)

Nach dem üppigen Frühstück mussten wir gleich einmal 400hm steil bergauf aufs Hackenthörl. Von dort sollte es den restlichen Tag nur mehr Berg ab gehen, was aber auch nicht berauschend war. Am Ende des Tals in Jauring angekommen, führte der Weg nach Aflenz zum Kirchenwirt. Nach dem Mittagessen wanderten wir über die örtlichen Wege Richtung Etmißl. Am Ende des Sulzgraben kehrten wir beim Ungerwirt – bewirtschaftet von der 86-jährigen Herta – ein. Als die Wirtin erfuhr, wohin wir gehen, blickte sie beim Fenster hinaus und sagte „In Etmißl regnets jez schon, do bauchst nerma aufigehn!“. Keine 5 Minuten später war Regen auch schon da und hörte den ganzen Nachmittag nicht mehr auf. Uns machte es aber nichts aus da wir von der Wirtin sehr viele interessante, tragische, aber auch lustige Geschichten aus ihren Leben erfuhren. Schließlich ließen wir uns vom Betreiber unseres Quartiers bei „da Herta“ holen und beendeten den Tag bei einer Brettljause beim Dorfwirt in Etmißl.

9. Wandertag, Etmißl nach Tragöß (14,9km / 520hm)

Da unsere Wirtsleute schon um 3/4 5 das Haus verließen, um die Kühe auf die Alm zu treiben, frühstückten wir im Trachtenkaufhaus Ziegler. Für mich war es das 1. Mal, dass ich in einem Modegeschäft Lebensmittel konsumierte. Diesem Betriebskonzept kann ich aber sehr viel abgewinnen, denn ich fühlte mich gleich sehr wohl und genoss mein Frühstück! Anschließend ging es kontinuierlich und ohne Pause – bis aufs Riegnereck – aufwärts. Anschließend steil Bergab dem Bach entlang nach Tragöß. Als wir beim Hoamat-Kaffee ankamen, hatten wir noch nicht einmal etwas bestellt, fing es an zu regnen. Eine Punktlandung wie es im Buche steht!

Da die Wetterprognosen für die kommenden Tage sehr schlecht waren, hatten wir schon die Rückreise geplant und mussten nur mehr auf den Bus warten, der uns schließlich direkt vorm Kaffeehaus mitnahm.

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